Zurück Menschenhandel in Dänemark: Trotz Fortschritten ist Schutz der Opfer weiter unzureichend

Menschenhandel in Dänemark: Trotz Fortschritten ist Schutz der Opfer weiter unzureichend

Die Expertengruppe für die Bekämpfung des Menschenhandels (GRETA) fordert in einem neuen Bericht Dänemark nachdrücklich auf, die Identifizierung und den Schutz von Menschenhandelsopfern zu verbessern und sicherzustellen, dass mit Menschenhandel verbundene Straftatbestände Gegenstand von Ermittlungen und Strafverfolgung sind und zu wirksamen, verhältnismäßigen und abschreckenden Sanktionen führen.Im Mittelpunkt dieses dritten Berichts über die Umsetzung der Konvention des Europarates zur Bekämpfung des Menschenhandels in Dänemark stehen der Zugang von Menschenhandelsopfern zur Justiz und wirksamen Rechtsmitteln. Zudem werden darin die Entwicklungen seit der Veröffentlichung des zweiten Bewertungsberichts der GRETA im Jahr 2016 analysiert.

Die GRETA erkennt an, dass in einigen Bereichen Fortschritte erzielt wurden, wie etwa die Einrichtung eines nationalen Weiterleitungssystems, das fünf regionale Gruppen umfasst, sowie einer Website und einer Hotline für Menschenhandelsopfer, die Informationen in sieben Sprachen anbieten. Darüber hinaus wurden von der Generalstaatsanwaltschaft detaillierte Anweisungen und Leitlinien zum Umgang mit Menschenhandelsopfern veröffentlicht.

Dem Bericht zufolge sollte Dänemark Opfer und Zeugen von Menschenhandel besser vor möglichen Repressalien oder Einschüchterungen bei Gerichtsverfahren sowie bei ihrer Rückkehr in ihre Herkunftsländer schützen. Außerdem unterstreicht die GRETA, dass Opfern eine Erholungs- und Bedenkzeit gewährt werden sollte anstatt einer Frist zur Vorbereitung ihrer Ausreise aus dem Land. „Es ist für ein Menschenhandelsopfer nahezu unmöglich, in Dänemark einen Aufenthaltstitel zu erhalten“, so der Bericht. Die GRETA fordert die Behörden eindringlich auf, die Anwendung des Systems zur Erteilung von Aufenthaltstiteln auf Menschenhandelsopfer zu prüfen, damit gewährleistet ist, dass der opferzentrierte Ansatz, welcher der europäischen Konvention gegen Menschenhandel zugrunde liegt, vollumfänglich angewandt wird.

Dänemark ist in erster Linie ein Zielland für Menschenhandel. Die Gesamtzahl der im Zeitraum 2016 bis 2019 identifizierten Menschenhandelsopfer betrug 380, darunter 28 Kinder. Die häufigste Form der Ausbeutung ist weiterhin die sexuelle Ausbeutung, gefolgt von der Ausbeutung der Arbeitskraft und der Zwangskriminalität. Mehr als die Hälfte aller Opfer waren Nigerianer/innen und die große Mehrheit der Opfer waren Frauen. Im Jahr 2018, als die Mehrzahl der Betroffenen Opfer von Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft war, gab es allerdings mehr männliche Opfer. Die Anzahl der Verurteilungen wegen Menschenhandel ist weiterhin niedrig, insbesondere beim Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft.

Die GRETA ruft die dänischen Behörden auf, die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen bereitzustellen, um sicherzustellen, dass Fälle von Menschenhandel aktiv untersucht und verfolgt werden und zu wirksamen, verhältnismäßigen und abschreckenden Sanktionen führen.

Expertengruppe für die Bekämpfung des Menschenhandels (GRETA) Strassburg 17. März 2021
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