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Bettelnde Roma-Kinder: Kriminalisierung ist laut Antidiskriminierungsausschuss nicht die einzige Antwort

Laut einem Bericht des Expertenausschusses des Europarates für Angelegenheiten der Roma und Fahrenden ist das Betteln von Roma-Kindern, das in vielen europäischen Ländern zu Beginn dieses Jahrzehnts abgenommen hatte, in letzter Zeit wieder sichtbarer geworden. Dies gehe mit einer Zunahme eines gegen Roma und Fahrende gerichteten Diskurses und entsprechender Haltungen in vielen Mitgliedsstaaten einher. Allerdings sollten sozioökonomische Maßnahmen, welche die grundlegenden Ursachen der Betteltätigkeit bekämpfen und die Lebensbedingungen in den Roma-Gemeinschaften verbessern, den Expertinnen und Experten zufolge Vorrang vor juristischen Maßnahmen wie der Kriminalisierung des Bettelns haben.

Gemäß dem Bericht zeigen Studien, dass Betteln gewöhnlich nicht in krimineller Absicht erfolgt, sondern eher das Ergebnis extremer Armut ist, obgleich es schwer ist, Statistiken aufzustellen. Roma-Kinder könnten von Familienmitgliedern oder Dritten zum Betteln gedrängt werden, um Schulden zu begleichen. Die Coronavirus-Pandemie habe die wirtschaftliche Lage der Roma in ganz Europa weiter verschlechtert.

Der Bericht zeigt wirksame Antworten auf dieses Problem in einigen europäischen Ländern auf. Diese reichen von landesweiten Notrufnummern für gefährdete Kinder bis zu Workshops zur Förderung der Arbeitsmarktfähigkeit und der Kompetenzen der Roma. Es werden mehrere Maßnahmen empfohlen, darunter:

  • Unterstützung von Roma-Familien durch sozioökonomische Programme wie Schulmediation und monatliche Zuwendungen, um den Schulbesuch der Kinder zu gewährleisten;
  • Verbesserung des Schutzes der betroffenen Kinder, und besonders ihres Zugangs zu rechtlicher Unterstützung; die Wegnahme des Kindes aus der Familie darf nur das letzte Mittel sein;
  • Erleichterung der Beteiligung von Kindeswohl-Sachverständigen, Roma-Mediatoren und Dolmetschern an den Verfahren.

Die Expertinnen und Experten kommen zu dem Schluss, dass wirksame Maßnahmen gegen Kinderbettelei in Europa einen differenzierten Ansatz erfordern. So könne die Verbesserung der Lebensbedingungen und der Zugang zu Kindergärten Kinderbettelei verringern. Durch Anhebung des Bildungsniveaus und Förderung des Zugangs zu Beschäftigung und Sozial- und Gesundheitsdiensten sei es möglich, dass eine größere Zahl von Roma den Weg aus extremer Armut findet. Dies wäre auf lange Sicht wirksamer, als Kinderbettelei einfach zu kriminalisieren.


 Pressemitteilung
Bettelnde Roma-Kinder: Kriminalisierung ist laut Antidiskriminierungsausschuss nicht die einzige Antwort [EN]

Expertenausschusses für Angelegenheiten der Roma und Fahrenden Straßburg 1. Februar 2023
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