GER, Niveaustufe und Profile

Diese Übersetzung wurde angefertigt durch: Waltraud Hassler und Sibylle Plassmann, LAMI Group members (ALTE)

Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen (GER) ist ein Referenzinstrument, das hauptsächlich drei Aufgaben erfüllt:

  • Sprachexperten in ganz Europa eine gemeinsame Grundlage für die Ausarbeitung von Sprachprogrammen, Leitlinien für Lehrpläne, Prüfungen, Lehrbüchern usw. zur Verfügung zu stellen;
  • sie dabei zu unterstützen, Kommunikationsbarrieren, die durch die unterschiedlichen Bildungssysteme in Europa entstehen, zu überwinden;
  • Niveaustufen zu definieren, anhand derer die Fortschritte des Sprachlernenden in jeder Phase des Lernens und während seines oder ihres gesamten Lebens erfasst werden sollen.

Der GER, der im Jahr 2001 vorgestellt wurde, ist nun in 40 Sprachen verfügbar und wird überall in Europa sowie auch in anderen Teilen der Welt verwendet. Sein beschreibendes System und seine Niveaustufen, entwickelt zur Unterstützung der Lehre und dem Erlernen von Fremdsprachen in der formalen Ausbildung, sollten auf den Sprachbedarf und die kommunikative Kompetenz der erwachsenen Migranten erst nach eingehender Interpretation und Anpassung angewendet werden: Wie der Name schon sagt, ist der GER ein Referenzrahmen und kein normatives Instrument.

 

Niveaustufen für Fremdsprachenkenntnisse sind künstliche Konstrukte, die durch die Art, wie Bildungssysteme organisiert sind, bedingt werden. Sie ergeben sich aus der Notwendigkeit, Lernziele konkret darzustellen und Lernergebnisse zu messen. Wenn erwachsene Migranten Kenntnisse in der Sprache des aufnehmenden Staates erwerben und ihre Kenntnisse gemessen werden sollen, dann ist es notwendig, das von ihnen verlangte Niveau zu bestimmen. Mitgliedstaaten des Europarats beziehen sich dabei meist auf den Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER), der Sprachkenntnisse anhand von sechs aufsteigenden Niveaus, aufgeteilt in drei Bereiche (A1 und A2; B1 und B2; C1 und C2) mit Bezug auf drei Arten von sprachlicher Aktivität definiert: Rezeption (Hören und Lesen), Produktion (Sprechen und Schreiben) und Interaktion (mündlich und schriftlich).

 

Wie der GER Kenntnisse beschreibt

Der GER verfolgt bei der Beschreibung von kommunikativen Kompetenzen einen handlungsorientierten Ansatz: Er betrachtet Lernende als Sprachnutzer mit alltäglichen Bedürfnissen und beschreibt, was sie auf jedem Level leisten können. Die Beschreibung hat zwei miteinander verflochtene Dimensionen: die Sprachhandlungen, die die Lernenden ausführen, und die Kompetenzen (Wissen, Fertigkeiten und Eigenschaften), die diese Handlungen möglich machen. Lernende können (beispielsweise) nicht kommunizieren, wenn sie die Wörter nicht kennen, nicht wissen, wie sie ausgesprochen werden und in welcher grammatikalischen Verbindung sie zueinander stehen; andererseits wird linguistisches Wissen dieser Art gewöhnlich zum Zweck der Kommunikation erworben.

 

Die Niveaustufen des GER bieten keine vorgefertigten Lösungen

Der GER soll flexibel, offen und dynamisch sein. Dementsprechend bietet er keine allein gültige Skala für Fremdsprachenkenntnisse, sondern eher ein Instrumentarium, mit dem eine unbestimmte Anzahl von Skalen entsprechend den Eigenschaften und Bedürfnissen der spezifischen Lernergruppen erstellt werden kann. Man kann auch darauf zurückgreifen, um viele ganz unterschiedliche Sprachkurse zu entwickeln, von denen jeder auf die spezifischen Bedürfnisse der Lernenden ausgerichtet ist. Obwohl die aufeinanderfolgenden Niveaus des GER die Lernkurve für Fremdsprachen widerspiegeln, die für europäische Bildungssysteme typisch ist, so muss doch bei jedem Versuch, auf den GER für die Entwicklung von Lehrplänen oder Bewertungsinstrumenten zurückzugreifen, zwingend eine Auswahl und Anpassung erfolgen: Auswahl deshalb, weil kein Lehrplan und keine Prüfung je die gesamte Bandbreite des GER abdecken könnte; Anpassung deshalb, weil der GER zwar sprachunabhängig ist, Lehrpläne und Prüfungen aber immer auf eine bestimmte Sprache ausgerichtet sind und die Merkmale und Bedürfnisse einer bestimmten Lerngemeinschaft berücksichtigen sollten.

 

Niveaus und Profile

Das Verstehen ist in jeder Sprache besser ausgeprägt als die Produktion. Der GER erlaubt es uns, dieser Gegebenheit Rechnung zu tragen, indem er Kenntnisse unabhängig voneinander in den Bereichen Rezeption, Produktion und Interaktion beschreibt. Dies ist besonders wertvoll bei der Festlegung von Lernzielen für erwachsene Migranten. Der GER definiert das ALLGEMEINE HÖRVERSTEHEN auf dem Niveau A2, beispielsweise, wie folgt: Kann Wendungen und Wörter verstehen, wenn es um Dinge von ganz unmittelbarer Bedeutung geht (z. B. ganz grundlegende Informationen zu Person, Familie, Einkaufen, Arbeit, nähere Umgebung) sofern deutlich und langsam gesprochen wird. Dies mag ein angemessenes Lernziel für erwachsene Migranten sein, die einen ständigen Wohnsitz anstreben, es muss aber nicht notwendigerweise für das KREATIVE SCHREIBEN auf Niveau A2 gelten: Kann kurze, einfache fiktive Biografien und einfache Gedichte über Menschen schreiben.

Wir alle führen in unserem täglichen Leben bestimmte sprachbezogene Aktivitäten häufiger aus als andere. Die meiste Kommunikation im gesellschaftlichen Umgang und bei Erledigungen in Geschäften, Banken usw. sind mit den Kompetenzen auf Niveau A2 abgedeckt; und in den meisten Gesellschaften besteht für die Mehrheit der Muttersprachler keine Notwendigkeit, die Aufgaben, die für die Produktion und Interaktion auf den höheren GER-Stufen definiert sind, auszuführen. Dies sind wichtige Überlegungen bei der Festlegung der Niveaustufe, die erwachsene Migranten in der Sprache der aufnehmenden Gesellschaft erreichen sollten, um Einreise, ständigen Wohnsitz oder Staatsbürgerschaft sicherstellen zu können.

DL

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Related resources

For more detailed discussion of the CEFR in relation to adult migrants, see

Language policies for adult migrants, 2012, Jean-Claude Beacco

The ‘Common European Framework of Reference for Languages’ and the development of policies for the integration of adult migrants, 2008, David Little
EN   FR

The linguistic integration of adult migrants and the Common European Framework of Reference for Languages, 2008, David Little
EN   FR

See also Council of Europe publications related to the CEFR (www.coe.int/lang-CEFR), in particular

The CEFR Common Reference Levels : validated reference points and local strategies, 2007, Brian North

Contextualising uses of the CEFR, 2007, Daniel Coste