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Interview mit Adam Daniel Rotfeld, Vorsitzender des Ministerkomitees des Europarates, Außenminister Polens

23. Februar 2005
Frage: Was erhoffen Sie sich vom Gipfel in Warschau?

Adam Daniel Rotfeld: Nun, das Jahr 2005 bringt uns viele Jubiläen. Das wichtigste von ihnen ist das der Befreiung Europas und des Zusammenbruchs des Nationalsozialismus 1945. Europa wurde zwar befreit, aber auch in zwei Teile gespalten. Ein Teil erlebte die Demokratie, die Achtung der Menschenrechte und der individuellen Freiheiten. Die andere Seite, ich meine natürlich die mittel- und osteuropäischen Staaten, verblieben in einem totalitären System, nämlich im Einflussbereich der Sowjetunion.

Auf dem Gipfel in Warschau wollen wir einerseits zeigen, dass die Teilung Europas überwunden ist. Europa ist vereint als eine Region demokratischer Staaten, die die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte als ihre universellen Leitprinzipien versteht. Andererseits haben wir in Europa eine Vielzahl von Organisationen: den Europarat, die OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa), die NATO, die Europäische Union und viele andere. Es erscheint uns als sehr wichtig, dass sich diese Institutionen gegenseitig ergänzen. Unser Ziel ist nicht, ganz Europa innerhalb einer einzigen Institution zusammenzufassen, sondern wir wollen einen Weg zu finden, dass alle mehr kooperieren, mit ihrer Arbeit besser ineinander greifen und einander stärker unterstützen, um die oben genannten Prinzipien zu fördern.

Das Gipfeltreffen in Warschau soll zeigen, dass Europa zusammensteht als ein Europa freier und souveräner Staaten, vereint in den Leitsätzen des Rechtsstaatlichkeit und der Demokratie.