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Interview mit Maud de Boer-Buquicchio, Stellvertretende Generalsekretärin

15. März 2005


Frage: Welche Erwartungen haben Sie im Vorfeld des Gipfels der Staatschefs in Warschau?

Maud de Boer-Buquicchio: Ich hoffe, dass der Gipfel der Staats- und Regierungschefs eine Möglichkeit ist, die Normen und Werte, auf denen unsere Tätigkeit basiert, zu festigen. Wir sind an einem entscheidenden Punkt in der Geschichte angelangt, nicht nur im Bezug auf den Europarat, sondern auch für den gesamten europäischen Integrationsprozess, und es würde mich freuen, wenn der Warschauer Gipfel zum Gipfel der europäischen Einheit würde. Damit meine ich, dass dieses Ereignis den Staats- und Regierungschefs eine Möglichkeit bieten sollte, ein neues Bewusstsein für die grundlegende Gleichberechtigung unter allen unseren Mitgliedsstaaten zu entwickeln. Das heißt außerdem, dass die Staats- und Regierungschefs Verantwortung übernehmen müssen, um Solidarität unter allen unseren Mitgliedsstaaten zu gewährleisten. Ich hoffe, dass das Integrationsprojekt sich keineswegs als Uneinigkeit stiftend herausstellt. Es stellt sich die Frage, wie die Staats- und Regierungschefs diesem Entschluss Ausdruck geben sollen.

Meiner Ansicht nach wird ein Höhepunkt die Verabschiedung und die Unterzeichnung einer Konvention sein, die sich mit einer globalen Angelegenheit befasst, und für alle unsere Mitgliedsstaaten relevant ist, nämlich Menschenhandel. Es gibt auch andere Bereiche, in denen es absolut unerlässlich ist, dass sich alle unsere Mitgliedsstaaten gemeinsam derselben Verpflichtung verschreiben. Was jedoch die Konvention über Menschenhandel anbelangt, ist es meiner Meinung nach wichtig zu verstehen, dass der Europarat als eine Organisation zum Schutz der Menschenrechte verpflichtet ist, die Rechte der Opfer von Menschenhandel zu schützen. Das ist in der Tat das vom Europarat gesetzte Ziel der Konvention, nämlich Opfern Schutz zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang beziehe ich mich immer auf folgende drei Stichwörter: Schutz für die Opfer, Verfolgung der Menschenhändler und Prävention. Letzteres stellt in der Tat einen weiteren Faktor dar, der uns hoffentlich bei der Auslöschung des Menschenhandels in unseren Mitgliedsstaaten unterstützen wird.

Dieser internationale Vertrag soll zeigen, dass der Europarat sicherstellen kann, dass alle Mitgliedsstaaten gleichberechtigt zusammenarbeiten. Das heißt auch, dass die von den Mitgliedsstaaten eingegangenen Verpflichtungen durch einen Mechanismus überwacht werden müssen, der für alle Mitgliedsstaaten anwendbar ist. Einer der großen Vorzüge des Europarats ist es, dass er die Einhaltung von ihm gesetzter Standards sicherstellt. Um auf die äußerst wichtigen Punkte des Gipfels zurückzukommen: Es muss, und ich bin überzeugt es wird, realisiert werden, dass diese bedeutsame Veranstaltung der Gipfel der europäischen Einheit sein wird.