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Interview mit Annelise Oeschger, Präsidentin der Konferenz der Internationalen Nicht-Regierungsorganisationen des Europarates

15. März 2005
 


Frage: Die Konferenz der Internationalen Nicht-Regierungsorganisationen (INGOs) des Europarates wird am Vorabend des Europaratsgipfels in Warschau eine außerordentliche Sitzung abhalten. Was sind Ihre Erwartungen für den Gipfel?
 
Annelise Oeschger: Wir haben zwei Haupterwartungen: Erstens wollen wir, dass der Gipfel die Rolle des Europarates aufs Neue stärkt, denn der Europarat ist sehr wichtig für die Bürger Europas. Er verteidigt ihre Grundrechte und ist ein starker Verbündeter all derer, die an einem menschlicheren Europa bauen.
 
Zweitens wollen wir, dass der Gipfel den Handlungsspielraum des Europarates erweitert: Auf dem Gebiet des sozialen Zusammenhalts, wo der Europarat einen Ansatz basierend auf dem Zugang aller Menschen zu Menschenrechten verfolgt, und im Bereich der nachhaltigen regionalen Entwicklung, in dem der Europarat alle Voraussetzungen erfüllt, um als treibende Kraft hinter konzertierten, europaweiten Anstrengungen auf diesem Gebiet zu fungieren. Wir wünschen uns für ihn auch einen großen Handlungsspielraum in den Bereichen Erziehung und Kultur, weil sich diese mitten im Herzen seiner großen Idee von Europa befinden. Wir wollen außerdem, dass der Europarat über das Nord-Süd-Zentrum den Nord-Süd-Dialog beschleunigt.
 
Und schließlich hoffen wir, dass der Gipfel ein Signal zu Gunsten der INGOs aussendet. Der Europarat ist die einzige internationale Organsation weltweit, die den INGOs eine Rolle und einen Status innerhalb der Organsiation selbst gegeben hat. Eine klare Botschaft des Gipfels könnte die INGOs noch besser befähigen, dem Eurparat ein schärferes Profil zu geben, seine Werte zu vertreten, sich um die Einhaltung seiner Konventionen zu bemühen und, ganz besonders, eine neue Begeisterung auszulösen für seine große Idee von Europa.